Am Dienstag, dem 16.04.2024, fand in Heilbad Heiligenstadt die erste Schulung zum Thema Jugendschutz und Kinderschutzkonzept statt. Die Veranstaltung brachte wichtige Themen rund um den Schutz von Kindern und Jugendlichen auf den Tisch. Auch die Erstellung eines Kinderschutzkonzeptes wurde im Detail besprochen und erörtert.

Es wurde deutlich, wie wichtig dieses Thema und die Auseinandersetzung damit ist. Leider wurde diese vielversprechende Schulung nur von wenigen Vereinen im Landkreis Eichsfeld genutzt, was an dieser Stelle und in Anbetracht der Dringlichkeit dieses Themas sehr traurig ist.

Ein zentraler Punkt der Schulung war die Erkenntnis, dass Kinderschutz uns alle etwas angeht. Es wurde betont, dass es nicht nur die Aufgabe von Eltern oder Lehrern ist, sondern auch die Verantwortung von Vereinen und anderen Organisationen, die mit Kindern arbeiten, sich mit diesem Thema explizit auseinanderzusetzen.
Es wurde deutlich gemacht, dass ein umfassendes Kinderschutzkonzept viel Aufwand erfordert, aber unerlässlich ist für eine zielgerichtete Kinder- und Nachwuchsarbeit. Ein solches Konzept beinhaltet nicht nur Maßnahmen zum Schutz der Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung, sondern auch Möglichkeiten zur Lösung bei auftretenden Problemen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war der Selbstschutz des Vereins und seiner Mitglieder, insbesondere der Trainer. Es wurde betont, dass alle Beteiligten sensibilisiert sein müssen für mögliche Gefahren und wissen müssen, wie sie angemessen reagieren können.

Die Schulung verdeutlichte auch die Bedeutung einer koordinierten Zusammenarbeit aller Beteiligten im Kinderschutz. Nur durch ein gemeinsames Vorgehen können Kinder effektiv geschützt werden.
Insgesamt war die Schulung ein wichtiger Schritt in Richtung eines sicheren Umfelds für Kinder und Jugendliche. Es bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmer das Gelernte in ihren Vereinen umsetzen und so einen Beitrag zum Kinderschutz leisten können.

Präsentation des Jugendamtes des Landkreis Eichsfeld

Präsentation des Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

Statement des LTK-Präsidenten zum Kinderschutz in den Vereinen

Liebe LTK-Mitgliedsvereine,

als LTK-Präsident möchte ich die dringende Notwendigkeit betonen, die Sicherheit und das Wohl unserer jüngsten Mitglieder zu schützen. Ein Kinderschutzkonzept ist weit mehr als eine formale Richtlinie; es verkörpert ein grundlegendes Versprechen an unsere Kinder und deren Familien. Es geht darum, eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit zu schaffen, in der sich jedes Kind sicher und verstanden fühlt.

Die aktuellen, alarmierenden Statistiken zur Kindesmisshandlung in Deutschland verstärken die Notwendigkeit effektiver Kinderschutzkonzepte. Im Jahr 2021 wurden täglich durchschnittlich 48 Minderjährige Opfer von sexueller Gewalt. Oder direkter ausgedrückt: in jeder Schulklasse befinden sich statistisch gesehen zwei Kinder, die in ihren Leben zu Opfern wurden – auf Tanzgruppen in Karnevalsvereinen umgerechnet bedeutet dies, dass auch in jeder Tanzgruppe mindestens ein betroffenes Kind zu zählen ist. Diese offiziellen Zahlen spiegeln nur einen Bruchteil des Problems wider, da viele Fälle ungemeldet bleiben.

Diese erschütternden Daten verdeutlichen die kritische Rolle präventiver Maßnahmen und Schutzkonzepte. Wobei die Implementierung eines Kinderschutzkonzeptes keineswegs suggeriert, dass eure Vereine unsicher sind oder dass ihr kontinuierlich gegen den Kinderschutz verstoßt. Vielmehr geht es darum, eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit zu schaffen. Statistiken zeigen, dass sich ein Kind im Durchschnitt achtmal einer Vertrauensperson offenbaren muss, bevor es die notwendige Hilfe erhält. Dies ist eine erschreckende Erkenntnis und zeigt, wie wichtig es ist, dass unsere Mitglieder sensibilisiert sind und wissen, an wen sie sich wenden können. Dies könnte den entscheidenden Unterschied machen, damit Kinder nicht resignieren, bevor sie die Hilfe erhalten, die sie benötigen.

Unsere Vereine sind derzeit nicht direkt durch § 8a SGB VIII zur Implementierung eines Kinderschutzkonzeptes verpflichtet. Jedoch weisen Diskussionen darauf hin, dass ab den Jahren 2026 oder 2027 staatliche Förderungen für die Jugendarbeit möglicherweise nur noch an solche Vereine vergeben werden, die ein entsprechendes Kinderschutzkonzept vorweisen können. Vor diesem Hintergrund ist es essenziell, proaktiv zu handeln, um sowohl auf mögliche zukünftige gesetzliche Anforderungen vorbereitet zu sein als auch das Vertrauen in unsere Arbeit zu stärken.

Es geht auch darum, Erwachsene zu sensibilisieren, die persönlichen Grenzen von Kindern und anderen Erwachsenen zu erkennen und zu respektieren. Insbesondere im Karneval, wo die Stimmung ausgelassen ist und oft Alkohol im Spiel ist, dürfen wir diese Sensibilität nicht verlieren. Es ist essenziell, dass wir lernen, die Perspektive derer einzunehmen, die möglicherweise unangemessen berührt oder angesprochen werden. Dies hilft uns, die Grenze zwischen unbeschwertem Spaß und potenziellem Übergriff zu erkennen und zu wahren.

Der verstärkte Fokus auf den Kinderschutz kann dazu beitragen das Bewusstsein zu schärfen und sicherzustellen, dass betroffene Kinder die notwendige Unterstützung und Hilfe erhalten. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, Kinderschutzkonzepte nicht nur als formale Anforderung, sondern als zentrales Element des Schutzes von Kindern in allen Bereichen der Gesellschaft zu sehen. Ein Kinderschutzkonzept ist ein lebenswichtiges Instrument, das uns befähigt, im Ernstfall schnell, zielgerichtet und professionell zu reagieren. Wir setzen uns dafür ein, präventiv gegen potenzielle Übergriffe vorzugehen und eine sichere Umgebung für alle unsere Mitglieder zu schaffen.

Abschließend möchte ich betonen, dass die Sicherheit unserer Kinder eine Verantwortung ist, die wir alle teilen. Jedes Mitglied unserer Gemeinschaft ist aufgerufen, sich an diesem wichtigen Dialog zu beteiligen und gemeinsam für eine sichere und freudvolle Karnevalszeit zu sorgen. Es steht viel auf dem Spiel, und die Leben unserer Kinder hängen von unserem Engagement und unserer Wachsamkeit ab.

Närrische Grüße
Christoph Matthes
Präsident