Tag der offenen Narrenschelle & Vorstellung des LTK-Kinderschutzkonzeptes
Manchmal sind es nicht die lautesten Töne, die am meisten bewegen – sondern die ehrlichsten.
Beim Tag der offenen Narrenschelle zeigte sich der Thüringer Karneval von seiner nachdenklichen, verantwortungsvollen Seite. Denn im Mittelpunkt stand diesmal kein Funkenmariechen, kein Elferrat und kein Orden, sondern ein Thema, das uns alle angeht: der Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Ein Tag, der bewegt
In der Geschäftsstelle des Landesverbandes Thüringer Karnevalvereine e.V. (LTK) kamen zahlreiche Gäste zusammen – darunter Vertreterinnen und Vertreter mehrerer LTK-Mitgliedsvereine, der BDK-Vizepräsident Marco Anderlik, Fachkräfte verschiedener Jugendämter sowie Vertreterinnen und Vertreter des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport.
Gemeinsam wurde das neue Kinderschutzkonzept der LTKjugend vorgestellt – ein Dokument, das weit mehr ist als Papier. Es ist ein Versprechen: an Kinder, Jugendliche und ihre Familien.
Vom Konzept zum gelebten Schutz
„Kinderschutz ist keine Reaktion, sondern Haltung“, sagte LTK-Präsident Christoph Matthes bei der Vorstellung. Das Konzept, das unter dem Leitsatz „Wir sind Schutzraum und Kompetenzort für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ steht, zeigt, wie sehr der Verband dieses Thema in seiner DNA verankert hat.
Es geht darin nicht darum, den Vereinen Kontrolle aufzuerlegen, sondern Werkzeuge zu geben – damit Kinder in ihrem Umfeld Menschen finden, die zuhören, verstehen und handeln, wenn Hilfe gebraucht wird. Denn manchmal genügt ein aufmerksames Ohr, um einen Unterschied zu machen.
Was drinsteckt: Klarheit, Haltung und Herz
Das neue Konzept beschreibt, wie eine Kultur des Vertrauens und der Achtsamkeit entsteht – und welche Verantwortung jede und jeder trägt:
- Klare Grenzen und Vorbilder: Nähe ja, aber nie ohne Zustimmung. Humor ja, aber nie auf Kosten anderer.
- Verbindliche Regeln: Führungszeugnisse, Verhaltenskodex und Schulungen sind Pflicht – keine Kür.
- Schnelles Handeln im Verdachtsfall: Ein klarer Interventionsplan sorgt dafür, dass Betroffene ernst genommen werden und Hilfe erhalten.
- Ansprechbar sein: Mit Lisa Bauer hat die LTKjugend eine Kinderschutzbeauftragte, die Vereinen und Eltern beratend zur Seite steht – persönlich, vertraulich und kompetent.
- Gemeinsames Lernen: Schulungen, Workshops und Camps sorgen dafür, dass Kinderschutz lebendig bleibt und regelmäßig weiterentwickelt wird.
Verpflichtung, die Vertrauen schafft
Besonders wichtig: Ab sofort gilt bei allen Veranstaltungen von LTK und LTKjugend eine klare Regelung –
jede Dozentin und jeder Dozent, die bzw. der mit Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen arbeitet,
muss den Ehrenkodex zum Kinderschutzkonzept als Verpflichtungserklärung zum Schutz der Kinder unterzeichnen
und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Alternativ kann die Dokumentation eingereicht werden, dass das Führungszeugnis in den letzten drei Jahren bereits bei einem Verein vorgelegt wurde – selbstverständlich ohne jugendgefährdende Einträge.
Damit wird sichergestellt, dass das Vertrauen, das Eltern, Kinder und Vereine in die Arbeit des Verbandes setzen, auf einer verlässlichen Grundlage steht.
Zwischen Narrenkappe und Verantwortung
Kinderschutz ist im Karneval keine Selbstverständlichkeit – aber beim LTK gelebte Realität. Schon in der Risikoanalyse des Konzeptes werden typische Situationen offen benannt: die Ordensverleihung mit „Küsschen links, Küsschen rechts“, das gemeinsame Tanztraining, das Kostüm, das plötzlich zu nah ist. Der Verband schaut hin, statt weg. Und genau das macht den Unterschied.
Das Konzept zeigt, wie jeder Bereich – vom Tanz- und Turnierausschuss bis zur Redaktion, vom Netzwerk Musik bis zur LTKjugend – Verantwortung übernimmt.
Ob bei der Auswahl von Liedtexten, dem Umgang mit Fotos oder der Gestaltung von Jugendcamps: Der Schutz der Kinder steht überall an erster Stelle.
Ein starkes Zeichen aus Thüringen
Der Tag der offenen Narrenschelle war damit nicht nur eine Veranstaltung, sondern ein Signal:
Kinderschutz ist Teil unseres närrischen Alltags.
Die bunte Welt des Karnevals kann nur dann so frei, fröhlich und unbeschwert bleiben, wenn sie auch sicher ist.
So wurde an diesem Tag nicht nur das neue Konzept vorgestellt, sondern auch ein Gefühl spürbar, das bleibt – Verantwortung, Respekt und Gemeinschaft.
Denn Karneval ist mehr als Klamauk. Er ist Kultur, Herz und Haltung.
„Schütze, was dir wichtig ist – der Kinderschutz steht bei uns an erster Stelle.“